von langen ersten Tagen und (Vor)Freude
Ciao!
Vorgestern nachmittag sind wir nach einer fast vierstündigen Autofahrt im warmen, etwas stickigem aber sehr faszinierendem Mailand angekommen. Da ich meine Gastfamilie schon am Osterwochenende besucht habe, blieb die Überraschung, so eine schöne Wohnung mein neues zu Hause nennen zu dürfen, diesmal aus - dennoch ist alles immer noch sehr schön anzusehen. Auch der Ausblick aus dem Wohnzimmer und auch aus meinem Zimmer packt mich jedes mal auf’s Neue, aber bekanntlich sprechen Bilder mehr als tausend Worte und so lass ich euch mal virtuell durch meine Augen sehen. Ich muss im Großen und Ganzen zugegeben, dass mich so eine Großstadt noch etwas überfordert und ich zweifle schon etwas daran, dass ich nach einem Jahr immer noch sagen werde, ich sei ein absoluter Großstadttyp. Ihr könnt behaupten, ich spinne, aber wenn ich meinen Kopf hier aus dem Fenster stecke ist die Luft nur halb so frisch, wie im grünen Emsland. Eine Stadt zu besuchen und eine Stadt zu bewohnen sind, so glaube ich langsam, wohl zwei ganz verschiedene Paar Schuhe.
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bei Nacht |
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am Tag
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Da ich jetzt langsam aber sicher ein alltäglicheres und geregelteres Leben leben werde, als es in Cervia der Fall war, hab ich mich dazu entschieden, der Situation etwas Zeit zu geben. Ich habe gestern zufälligerweise meiner Gastmutter deutlich machen können, dass ich ein totaler Familienmensch bin und dieses Zugehörigkeitsgefühl für mich höchste Priorität hat. Ich hoffe, dass sich alles irgendwie einpendeln und arrangieren wird und ich darf gespannt sein, welche Bahnen mein Leben in Mailand einschlagen wird. Da ich es nun also weniger notwendig sehe, meiner Gastfamilie meine Sorgen kundzutun, ist dies erstmal vertagt.
Vorgestern hat mich hier auch gleich ein Päckchen erwartet. Meine liebe Mama konnte es nicht lassen und versucht mich selbst aus der Ferne zu mästen. Tonnenweise Lebensmittel haben somit ihren Weg durch die Hände vieler Postbeamter aus verschiedenen Nationen gen Mailand gefunden. Darunter befand sich auch etwas Vollkornbrot. Mama, du scheinst wohl ein sehr aufmerksamer Leser zu sein. Außerdem sind mit dem Paket auch noch ein heiß-ersehntes Buch und warme Worte auf Papier übergekommen. Ich hab mich natürlich riesig gefreut.
Mein erster Tag ganz alleine mit dem Kleinen war lang. Um 9 Uhr sind wir mit meinen Gasteltern aus dem Haus und haben auswärts gefrühstückt - ein mit Marmelade gefülltes Croissant ist im Übrigen immer noch ein sehr ungewohnter Start in den Tag für mich. Dann sind meine Gasteltern typisch italienisch mit ihren Motorrollern zu ihren Arbeitsplätzen gefahren und ich bin mit Filippo in einen nahgelegenen Park. Dort waren wir auf einem Spielplatz, auf einem anderen Spielplatz, haben mit Seifenblasen, Bällen und Ästen gespielt, mit Straßenkreide die halben Spielplätze vollgemalt. Mit seinem magischen Regenschirm ist mein Schützling mit Marry-Poppins-Tick dann auf meinem Arm noch durch den ganzen Park geflogen und wir sind noch ein gutes Stück spazieren gewesen. Dann waren wir zu Hause, haben mit seinen vielen Spielsachen gespielt und abertausende verschiedene Dinge gemacht. Als ich dann nach der Uhrzeit geguckt habe, dachte ich mein Handy sei kaputt. Ich wischte nach rechts - „Touch ID o inserisci codice“ (Ja, ich hab mein Handy auf italienisch gestellt :D) - das Handy funktionierte - die Erkenntnis: Nein, die Uhr ist nicht stehen geblieben. Es war tatsächlich erst 12 Uhr. Also: weiter spielen, belustigen, malen, basteln, essen, malen, basteln, spielen, belustigen. Nach seinem Mittagsschlaf von 14:30 bis 17:00 Uhr hatte ich dann noch etwa zwei Stunden mit ihm bevor seine Mutter dann nach Hause kam. Der heutige Tag war ähnlich. Weil ganze Tage mit einem Kleinkind wirklich anstrengend sein können (Mein Respekt an alle Mütter an dieser Stelle!), bin ich froh, dass nächsten Mittwoch der Kindergarten wieder los geht. Ab dann geht der Kleine in einen Montessori-Kindergarten. Ich weiß nicht, ob ihr davon schon mal gehört habt, aber bei der Montessoripädagogik handelt es sich um ein etwas alternatives Konzept, in dem zunehmend auf eine selbständigere, autonome Entwicklung des Kindes gesetzt wird. Wenn ihr euch für so was interessiert, solltet ihr da unbedingt mal reinlesen. Ich bin gespannt, ob die Erziehungsmaßnahmen ihre Früchte tragen werden. Heute Abend freue ich mich sehr darauf endlich mit einigen anderen Au-Pairs auszugehen: Die Au-Pairs, mit denen ich schon in Kontakt bin und mit denen ich mich zumindest über WhatsApp wirklich sehr gut verstehe, kommen auch. Ich denke, es wird gut, aber ihr werdet sicherlich noch davon hören.
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