Montag, 7. Dezember 2015

Erdbeerkuchen mit Mozzarella










Dieser Blogpost ist ein Erdbeerkuchen mit Mozzarella. Alles was ich euch jetzt erzähle, passt vorne und hinten nicht zusammen. Und dieser Blogpost ist schon viel zu lange im Ofen. Ich entschuldige mich für die unfassbar lange Wartezeit.
Langsam aber sicher wird es Zeit, mal wieder ein Lebenszeichen von sich zu geben. Dass ich mir für diesen Blogeintrag ein paar mehr Gedanken machen musste und nicht, wie sonst, einfach drauf los schreiben konnte, hat wohl auch zu meiner vehementen Prokrastination beigetragen. 
Ist man ein Jahr weg von zu Hause, von all seinen Verwandten und Bekannten, ist ein Besuch immer schön. Doch so schön die Zeit ist, so schwer ist auch der Abschied.
In den letzten Wochen hatte ich zahlreiche Gäste: meine Schwester und ihre Freundin, zwei Cousinen und dann noch fünf weiter Cousinen (Meine Gastmutter hat das mit: „Und da sag noch mal einer, die Italiener seien ein außerordentlich familiäres Volk“ kommentiert). Dann konnt ich auch noch meine Eltern und eine sehr gute Freundin in die Arme schließen und ihnen, wie auch den vorherigen Gästen, Mailand zeigen. Gerade das hat sich aber irgendwie etwas schwerer entpuppt, als zuvor erwartet. Kaum ging die „Führung“ durch meine aktuelle Wahlheimat los, versagte mein Gehirn dabei, meinen Beinen zu sagen, wohin es überhaupt gehen soll. Nachdenken. Was zeig ich eigentlich? Fragezeichen. 
Ich erlebe Mailand eher als Lifestyle-Stadt als als kulturelles Zentrum. Natürlich gibt es sicherlich das ein oder andere historisch bedeutende Gebäude und ein paar schöne, sehenswerte Ecken und Denkmäler, aber allem vorweg hat Mailand eben vorzugsweise Geschäfte, Restaurants und eine sehr lebhafte Partyszene zu bieten. Vielleicht spielt in diese Wahrnehmung auch ein bisschen das persönliche Interesse ein.  Da ich in den letzten Monaten nun ein wenig Insider-Wissen ergattern konnte, macht es mir besonders Spaß mit meinen Gästen ein wenig die Touristenebene zu verlassen und an Orte zu gehen, die nicht jeder der zahlreichen Wochenendgäste in Mailand zu sehen bekommt. Ich kann euch zwar weder sagen, wann der Dom errichtet wurde, noch habe ich eine Ahnung warum im Stadtzentrum ein sehr prunkvolles Schloss steht. Allerdings weiß ich, dass es bei Luca’s Bar an der Colonne di St. Lorenzo XL-Cocktails für 5 Euro gibt. 
Colonne di St. Lorenzo: Mitten zwischen dem Party-Distrikt Navigli und dem Mailänder Dom gibt es einen Platz auf dem insbesondere von Donnerstags bis Samstags aber auch an anderen Wochentagen unglaublich viele junge Leute trinken, singen, Gitarre spielen, sich unterhalten und neue Leute treffen. Wenn man die Mailänder Studenten und ihre Mentalität kennenlernen möchte, dann geht führt kein Weg um die Colonne herum. 
Mein Stadtviertel „Navigli“ ist das schönste in ganz Mailand und das des nächtlichen Treibens. Zwischen den bunten Fassaden trennt ein Kanal zwei Straßen voneinander, an denen sich Bar an Bar an Restaurant reiht. An einem Nebenkanal, etwas abseits vom Hauptgeschehen, befindet sich „Maya“, die einen sehr hervorragenden Aperitivo anbietet. Der Aperitivo ist eine Tradition in Norditalien. Man bezahlt 8 bis 12 Euro für einen Drink und ein All-you-can-eat-Buffet, das sich eigentlich auf Snacks begrenzen soll. Maya tischt neben Spaghetti mit Muscheln, Pizzabroten und diversen Salaten auch noch einen Schokobrunnen mit verschiedenen Obstsorten auf und bietet somit ein mehrgängiges Abendessen für einen unschlagbaren Preis.
Um günstig, aber lecker Pizza zu essen, empfehle ich euch das Restaurant „Fabbrica Pizzeria“, dass sich am Ende des Hauptkanals befindet und von innen den Charme einer umgebauten Fabrikhalle bietet. 
www.international-week.it ist eine Website, die über die Angebote diverser Clubs und Discos für internationale Studenten informiert. Egal zu welchem Wochentag, findet man so immer reduzierten Eintritt und günstige Drinks oder andere Angebote. Nicht vergessen: Du bist Student an der Bocconi und hast leider deinen Studentenausweis vergessen. 
Der Magnum Pleasure Store, direkt im Stadtzentrum, bietet eine Alternative zu all den anderen leckeren Eiscafés, in denen man originales italienisches Gelato genießen kann. Dort lässt sich nach individuellen Wünschen aus verschiedenen Zutaten, das ganz persönliche Magnum deines Herzens kreieren. Für die klassisch italienische Variante empfehle ich die Kette Cioccolati Italiani, dessen Filialen sich rund herum ums Stadtzentrum verteilen. 
Auf dem Weg von Navigli hin zum Duomo, an der Colonne vorbei, über die via Torino locken schon unzählbare Geschäfte mit den neusten Modetrends, die vor allem in Mailand im Handumdrehen auf der Straße getragen gesehen werden können. Um den Duomo herum gibt es dann jedes Geschäft noch mal in einer größeren Ausführung. Das lässt sich kaum übersehen. In einem nächsten Bericht werd ich noch ein bisschen mehr derartiges erzählen, aber für heute davon erst mal genug. Es gibt noch ein paar andere Infos.

„Henny, hier sind deine Schlüssel. Herzlichen Glückwunsch zur ersten eigenen Wohnung.“ - „Was?“. Ein herkömmlicher Abend am Tisch hielt einst vor dem Abendessen eine ungeglaubte, sehr sehnsüchtig erwartete Überraschung bereit. Ich wohne nun alleine (schon seit ein paar Wochen). Ich liebe es. Endlich kann ich Gäste willkommen heißen, einfach nur auf dem Sofa chillen, mit denen zusammen kochen und zu Abend essen und ich habe meine absoluten Freiheiten ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich mal etwas später nach Hause komme. Auch wenn die Haushälterin meiner Gastfamilie jeden Tag bei mir vorbei schaut, lern ich auch Verantwortung für meine eigenen vier Wände zu tragen. Ich genieße Mailand so wirklich in vollen Zügen.

Nach meinem Münchentrip, hab ich noch ein Wochenende in Verona verbracht und einen Tagestrip nach Trento (deutscher Name: Trient. Hab ich aber noch nie gehört) gemacht. Es fühlt sich in der Realität oft ein bisschen so an, als hätte es wenig Sinn gemacht, Mailand zu verlassen. Mailand ist Italiens Superlative. Die sehr europäische, moderne und populäre Stadt lässt im Grunde nichts vermissen. So kommt man auf einem sehr überschaubaren Weihnachtsmarkt in Trento an und es schießt einem die Frage durch den Kopf, warum man das grenzenlose Big-City-Life für 30 Euro und 3 Stunden Autofahrt verlassen hat. Nach ein bisschen Schlendern, fiel mir aber schnell wieder ein, dass es genau das war, was ich in Mailand vermisse: Überschaubarkeit und Behaglichkeit. Außerdem bin ich in Norditalien an der österreichischen Grenze auf einen sehr witzigen Dialekt gestoßen, der in seiner Sprachmelodie tatsächlich österreichischem Deutsch entspricht. Auch wenn Verona durch eine zweistündige Zugfahrt sehr gut an Mailand angebunden ist und dadurch die Übernachtung für uns nicht zwingend notwendig gewesen wäre, hab ich mich auch in dieser Stadt sehr wohl gefühlt. Es ist wirklich verrückt, dass ich aus einem 800-Einwohner Dorf stamme, und Meppen (30.000 Einwohner) schon als städtisch wahrgenommen habe. Wenn ich jetzt aus Mailand heraus nach Verona (250.000 Einwohner) fahre, komm ich mir vor wie auf einem kleinen Dörfchen. 


Heute gibt es ein paar Bilder vom Besuch meiner Schwester, von mir und Sophia (vor etwa einen Monat ist meine wirklich sehr gute Freundin wieder nach Mexiko geflogen) und aus Verona. Für den Fall, dass meine ehemalige Lehrerin Frau Wortelboer diesen Post lesen sollte: Ja, ich war an Juliet’s Balkon und habe sogar ihre Brust angefasst und damit Glück auf Lebenszeit erworbenen. Außerdem hieß unser Zimmer „Shakespeare“. Ich hab mich sehr an den Englischunterricht zurück erinnert gefühlt. 













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