Samstag, 15. August 2015

la mia vita a Cervia

Nun bin ich schon seit einigen Tagen mit meiner Gastfamilie in Cervia und konnte einige Eindrücke sammeln. Es waren darunter sehr schöne Momente, aber auch Momente, in denen ich meine Heimat samt Inventar etwas vermisste. Alles in allem, hab ich begonnen, mich in mein neues Leben einzufühlen, auch wenn ich mit der Eingewöhnungsphase noch nicht ganz am Ende bin. 

Der Ort (Cervia) ist ein sehr touristischer Urlaubsort, der derzeitig viele Italiener lockt, ihren Sommer hier zu verbringen. An der italienischen Adria gelegen, bietet Cervia neben einem sehr weitläufigen Strand auch Märkte, Cafés, Restaurants und andere Attraktionen. Am Dienstag beispielsweise fand gegen 23 Uhr ein gigantisches Feuerwerk am Strand statt. Zuvor waren wir in unserem Bagno (dazu gleich mehr) mit Freunden von meinen Gasteltern zum Essen eingeladen. Mit etwa 30 Leuten gab es Piadina, ein typisches Gericht für die Region, erklärte mir meine Gastmutter. Dabei handelt es sich um ein Fladenbrot, das man selbst mit diversen Lebensmitteln, wie italienischem Käse und Rucola füllt. Mit ein paar italienischen Jugendlichen, die ich beim Essen kennenlernte, kletterten wir auf ein Dach, um das Feuerwerk besser bestaunen zu können. Auch wenn das Feuerwerk etwas langatmig (30 Minuten) war und ich immer glaubte, dass es sich schon, um das Finale handele, das Geknalle und Geleuchte, dann aber wieder von vorne losging, war es ganz schön anzusehen. Ich selber hatte natürlich - wie in jedem solcher Momente - weder Handy, noch Kamera dabei, aber mein Gastvater war besser vorbereitet. Da er momentan nicht da ist, reiche ich das Video nach. 
In der Runde mit meinen neuen Bekannten, hab ich mich aufgrund der fremden Sprache etwas verloren gefühlt. Auch wenn mit mir englisch gesprochen wurde und alle sehr freundlich zu mir waren, war es ein merkwürdiges Gefühl, an den Gesprächen in der Gruppe nicht teilhaben zu können und nie zu wissen worüber gerade gelacht wird. Mit der Sprache geht es allerdings jetzt schön spürbar gut voran: Mir gelingt es hin und wieder einzelne Sätze und Fragen zu verstehen oder zumindest aus dem Kontext heraus, ihre Bedeutung abzuleiten. Mir schwirren ständig irgendwelche italienischen Wörter im Kopf herum, die ich unermüdlich zu ordnen versuche, auch wenn mir das noch nicht immer ganz gelingt. Ich habe aber Hoffnung, dass sich mein Sprachverständnis auf Dauer festigen wird und ich in Zukunft irgendwann tatsächlich auf italienisch kommunizieren kann. 
Einige kulturelle Gegebenheiten wirken dennoch etwas befremdlich auf mich, so wie einige Selbstverständlichkeiten meinerseits wohl auf meine Gastfamilie befremdlich wirken.
Zum einen ernte ich insbesondere von meinem Gastvater immer wieder verdutzte Blicke für meine Ernährungsweise. Da hier morgens sehr süß gefrühstückt wird (Meine Gastfamilie isst Kekse mit Marmelade oder Nutella), hab ich schnell nach Alternativen Ausschau gehalten. Als ich meinen Gastvater fragte, ob ich vielleicht etwas Käse zum Frühstück essen konnte, wurden seine Augen groß, er schluckte und hielt einen Moment inne: Ich verabschiedete mich also von dem Gedanken, Käse zu frühstücken. Meine Gastmutter, die freundlicherweise sehr darum bemüht ist, meine Ernährung zu tolerieren, bot mir an, Joghurt zu besorgen. Ich esse nun also morgens Joghurt mit Müsli. Dass es sich bei Käse hier um ein sehr sensibles Thema handelt, ist mir mittlerweile bewusst. In Italien gibt es sehr viele verschiedene Arten von Käse und jeder Käse hat nur einen ganz bestimmten Zweck: Es gibt Käse für Salat. Es gibt Käse für Pasta. Es gibt Käse für Pizza. Es gibt Käse für Fladenbrot. Es gibt Käse zum pur Essen (Allerdings nicht zum Frühstück). Parmesan (Ja Fabio, Parmesan ist Käse) streut man also nicht über einen Salat, Parmesan ist Pastakäse. Parmesan + Salat = sehr verdutzter Blick. So taste ich mich also langsam heran an die die Regeln der italienischen Küche. 
Die Tage am Meer folgen im Grunde genommen einem gleichen Ablauf: Wir stehen morgens auf. Bisher teilte ich mir mit meinem Schützling ein Zimmer. In den Tagen, in denen mein Gastvater nicht da ist, wurde sein Bett allerdings in das Zimmer meiner Gasteltern verlegt. Ich schlafe also in diesen Tagen ein halbes Stündchen länger. Dann wird gefrühstückt, sich fertig gemacht und es geht mit dem Fahrrad zum Strand. Der Strandaufenthalt ist in Cervia in sogenannten „Bagnos“ organisiert. Dabei handelt es sich um eine Art Club, in dem jede Familie eine eigene Umkleidekabine und zwei Liegen hat. Im Bagno gibt es dann oft einen Spielplatz, ein paar Felder für diverse Ballsportarten und eine Art Café, in dem sich Essen oder Snacks bestellen lassen. Die ganze Strandpromenade ist dann mit aneinandergereihten, fortlaufend nummerierten Bagnos bestückt, aber das lässt sich auf den Fotos etwas besser erahnen, als es zu beschreiben ist.

Nach dem Vormittag am Strand verlässt meine Gastfamilie den Strand etwa um 12, um mit dem Kleinen etwas zu essen, ich komme gegen halb 2 nach, esse etwas und verbringe den Nachmittag, während der Kleine seinen Mittagsschlaf hält, in der Ferienwohnung. Indes erledigen meine Gasteltern Dinge oder sind am Strand. Gegen 17 Uhr wecke ich den Sprössling, mache ihn fertig für den Strand und komme dort dann etwa 20 Minuten später an. Bis zum Abendessen bleiben wir dort, schwimmen ein bisschen, spielen im Sand oder auf dem Spielplatz. Abends gehen meine Gasteltern manchmal aus oder wir gehen zusammen oder wir bleiben zu Hause. Eigentlich könnt’ ich auch mit meinen Freunden ausgehen, allerdings muss ich noch welche finden. Also gehe ich bisher oft Joggen. 
Gestern Abend, bin ich mal raus und habe ein bisschen was fotografiert. Ihr könnt die Straße sehen, in der ich wohne, das Bagno mit den Liegen und dem Häuschen und ein bisschen von Cervia.









A Dopo
Henny

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen